Hinweise zum Verfassen von wissenschaftlichen Arbeiten

Fassung vom 30.12.98, korrigiert und ergänzt 06.07.99, 07.10.99, 01.09.00, 15.11.01

Prof. Dr. Sönke Hundt


Gliederung

  1. Grundsätzliches
  2. Thema finden, Literatur suchen, mit Literatur arbeiten
  3. Anforderungen und Bewertung
  4. Zitierregeln (ganz kurz)
  5. Ratschläge für Anfänger und Fortgeschrittene
  6. Feedback

Hinweise auf Literatur und Internet-Quellen


1. Grundsätzliches

Hausarbeiten, Referate, Präsentationen und Diplomarbeiten sind die wichtigsten Formen wissenschaftlichen Arbeitens während des Studiums. Sie sind sehr praxisrelevant. Untersuchungen, Ausarbeitungen, Gutachten, Stellungnahmen, Vorlagen werden Sie in Ihrem späteren beruflichen Leben häufig ausarbeiten und sie dann auch ebenso häufig einer Gruppe von Mitarbeitern, Kunden oder anderen präsentieren müssen. Immer kommt es darauf an, sich relativ schnell in ein (meist neues) Thema einzuarbeiten, es gründlich zu durchdenken, Material und Literatur zu sichten, zu recherchieren und schließlich Ihr Ergebnis schriftlich und/oder mündlich darzustellen. (Übrigens: Klausuren werden Sie später niemals wieder schreiben!)

Diese "Hinweise" hier sind so kurz wie möglich gehalten. Wer bei mir einen Leistungsschein erwerben will, sollte sie als "Geschäftsgrundlage" unbedingt beachten. Natürlich gibt es inzwischen schon eine umfangreiche Literatur zu diesem Thema. Nützlich und vor allem auch gratis sind einige Anleitungen, die man im Internet findet.

Wenn irgend möglich, sollte als Leistungsnachweis die Form der Präsentation gewählt werden. Sie verlangt beides: eine schriftliche Ausarbeitung und die mündliche Darstellung. Sie sollten die Möglichkeit zu dieser Form der Prüfung in ihrem Studium so häufig wie möglich wahrnehmen. Das übt, auch wenn es am Anfang manchmal schwerfällt! Und spätestens bei der Diplomarbeit sollte man die Regeln wissenschaftlichen Arbeitens beherrschen.

Die Anfertigung einer wissenschaftlichen Arbeit setzt ein systematisches und methodisch einwandfreies Vorgehen voraus. Sie ist aber auch gleichzeitig - vor allem als Präsentation - eine Dienstleistung für eine bestimmte Zielgruppe (Zuhörer und Prüfer). Ihre Arbeit sollte also deren Erwartungen und Anforderungen erfüllen. Stellen Sie sich also immer Hörer und/ Leser vor und versuchen Sie, eine für jene interessante und informative Arbeit abzuliefern.

zurück

2. Thema finden, Literatur suchen, mit Literatur arbeiten

Eine wissenschaftliche Arbeit werden Sie nur dann mit hoher Motivation und gutem Ergebnis bearbeiten, wenn Sie sich für das Thema persönlich interessieren. Daher sind eigene Wünsche für die Themenstellung willkommen. Sie sollten aber immer mit dem Semesterstoff der Lehrveranstaltung im Zusammenhang stehen.

Sich ein eigenes Thema zur Bearbeitung zu suchen, ist schon ein Teil Ihrer geistigen Leistung. Es ist ganz schön langweilig, wenn Sie für nichts richtig Interesse haben oder nicht in der Lage sind, nach Verfolgen der Wirtschaftspresse und der Fachzeitschriften oder nach Durchsicht einiger Lehrbücher für sich ein Thema zu entwickeln, über das Sie gern gründlich und systematisch nachdenken wollen! Außerdem sind die Dozenten im Allgemeinen sehr dankbar, wenn Sie selber Vorschläge machen.

Nach aller Erfahrung sind praxisorientierte Themen besonders geeignet. Sie schlagen aus Ihrer eigenen Praxiserfahrung - oder aus anderen Praxiskontakten - ein Themengebiet vor und reflektieren und analysieren es mit Hilfe der wissenschaftlichen Literatur. Es ist auf jeden Fall notwendig, das Thema und die Literaturgrundlage mit mir abzusprechen.

Bei der Suche nach Literatur empfiehlt sich - vor allem für Präsentationen / Hausarbeiten während des Grund- und Hauptstudiums - folgendes Vorgehen:

  1. Ausgehen sollte man von der Grundlagenliteratur, wie sie für die Lehrveranstaltung i. d. R. angegeben ist (also in BWL etwa Gutenberg, Wöhe, Schierenbeck, Hopfenbeck etc.). Hier finden sich schon viele weiterführende Hinweise.
  2. Sehr zu empfehlen ist weiter die Arbeit mit Hand(wörter)büchern der verschiedensten Art, die z.T. den Wissensstand und die herrschende Lehr repräsentativ zusammenfassen (aber: auf das Erscheinungsjahr achten!) Wenn man das Thema geschickt nach Stichworten aufschlüsselt, wird man schon ziemlich weit in die Problematik einsteigen können. Sehr zu empfehlen sind:
    - das Handwörterbuch der Wirtschaftswissenschaften (HDWW),
    - die Enzyklopädie der Betriebswirtschaftslehre, spezialisiert in den unterschiedlichen Handwörterbüchern des Marketing (HdM), des Personalwesens (HdP), des Rechnungswesens (HdR), der Organisation (HdO), der Führung (HdF), der Planung (HdP) usw. sowie
    - weitere Handbücher zu den verschiedensten Sachgebieten, die aber z. T. von unterschiedlicher Qualität sind.
  3. Der nächste Schritt führt zum Sachkatalog unserer Fachbereichsbibliothek (online: nach Stichworten), wo der gesamte Buchbestand systematisch nach Schlagworten bzw. Stichworten geordnet ist. Ebenso können der Katalog der Staats- und Universitätsbibliothek (SUUB) und über das Internet Kataloge von Bibliotheken der ganzen Welt eingesehen werden. Schnell und gut funktionieren nach meiner Erfahrung derzeit (Dezember 1998):
    - die Bibliothek des HWWA (Instituts für Wirtschaftsforschung - Hamburg): ww.hwwa.de - die Universitätsbibliothek Kiel: www.uni-kiel.de/ub/
    - der Karlsruher Virtuelle Katalog (KVK): http://www.ubka.uni-karlsruhe.de/, über den wieder alle deutschen und die meisten großen internationalen Kataloge zu erreichen sind.

     
  4. Empfehlenswert (und bei Diplomarbeiten sehr empfehlenswert!) ist weiterhin der Blick in unsere Fachzeitschriften, zeigt sich doch hier die neueste Entwicklung in aktuellen Diskussionen. Nehmen Sie sich die Muße, einmal ein oder zwei Jahrgänge durchzublättern, um zu sehen, womit sich aktuell Forschung und Praxis beschäftigen. Für den betriebswirtschaftlichen Bereich sind empfehlens- und lesenswert:
5. Viele fangen an, sich über Suchmaschinen im Internet nach Material und Literatur umzusehen. Es ist auch bekannt, daß hier Listen mit Haus- und Diplomarbeiten zum Downloaden verfügbar sind. Nach meiner Erfahrung verliert man sich mit allgemeinen Suchbegriffen schnell in den Unendlichkeiten des World Wide Web und kommt zu keinen brauchbaren Ergebnissen. Aber wenn Sie gezielt in Homepages von Firmen, Behörden, Agenturen, Zeitungen/Zeitschriften suchen, eröffnet sich hier umgekehrt ein Kosmos von faszinierenden Möglichkeiten. Das Netz entwickelt sich schnell weiter - und Sie sollten auf jeden Fall Ihre Erfahrungen damit sammeln.

 Also: Literatur zu finden, dürfte keine allzu großen Schwierigkeiten bereiten. Schwieriger ist schon ihre Verarbeitung zu einer eigenen wissenschaftlichen Leistung, was ja schließlich die Aufgabe ist.

zurück

3. Anforderungen und Bewertung

Sie als Lernende sollen sich einerseits durch die Anfertigung von wissenschaftlichen Arbeiten und deren mündlicher Präsentation bestimmte Fähigkeiten und Techniken aneignen und diese auch gleichzeitig als Prüfungsleistung unter Beweis stellen. Geht das? Es geht, und es muß gehen. Eine solche Leistung ist natürlich komplex und entsprechend schwierig zu bewerten. Deshalb folgen hier einige Anhaltspunkte, die beachtet werden sollten und nach denen bewertet wird:

  1. Bei Präsentationen und Hausarbeiten muß der schriftliche Teil den Anforderungen an wissenschaftliche Arbeiten uneingeschränkt entsprechen.
  2. Sie müssen die deutsche Sprache korrekt verwenden; Rechtschreibung, Grammatik und Zeichenregeln müssen stimmen. Das ist natürlich selbstverständlich, fällt aber trotzdem vielen schwer. Wenn Sie hier Defizite haben, sollten Sie diese sehr ernst nehmen und im Laufe Ihres Studiums auf jeden Fall ausgleichen. An der Hochschule werden Sie noch auf Mängel in diesem Gebiet hingewiesen - später nicht mehr. Sie können sich in diesem Punkt auch ruhig helfen lassen. Gut ist es auch, wenn Sie sich stilistisch Mühe geben, damit sich Ihre Arbeit interessant und abwechslungsreich liest.
  3. Präsentationen bestehen aus zwei Teilen: ein nach wissenschaftlichen Kriterien ausformulierter schriftlicher Teil von 10 - 15 Seiten Länge (also keine Stichworte und nicht nur die Folienkopien) und eine mündliche Präsentation in der Lehrveranstaltung von 30 - 45 Minuten Dauer; bei Gruppenarbeiten 15 - 20 Seiten Text und Vortrag 45 - 60 Minuten.
  4. Hausarbeiten erfordern eine etwas längere schriftliche Ausarbeitung von 15 - 20 Seiten Text und werden in der Regel durch ein Fachgespräch ergänzt; bei Gruppenarbeiten 25 - 30 Seiten Text und Fachgespräch. Das Fachgespräch ergänzt im Allgemeinen eine Hausarbeit. Der oder die Verfasser. müssen darin in der Lage sein, ihr bearbeitetes Thema in größere Zuammenhänge einzuordnen, Verbindungen zu Nachbargebieten herzustellen sowie verwandte Begriffe zu erläutern. Niemand kann erwarten, daß er ausschließlich zu dem Gebiet befragt wird, worüber er evtl. sehr spezialisiert geschrieben hat. Es wird empfohlen, bei Unklarheiten die Modalitäten für das Fachgespräch mit dem Prüfer abzustimmen.
  5. Gruppenarbeiten sind möglich und erwünscht. Teamarbeit wird schließlich immer wichtiger. Es muß jedoch laut Prüfungsordnung eine individualisierte Einzelleistung nachgewiesen werden. Die Gruppe muß also schriftlich erklären, wem welcher Teil der Arbeit zuzurechnen ist. Aus Erfahrung empfehle ich, Gruppenarbeiten mit mehr als zwei Teilnehmern zu vermeiden.
  6. Zur Betreuung können Sie jederzeit zu mir in die Sprechstunde kommen, um über Thema, Gliederung, Literatur o. Ä. mit mir zu beraten. Bedenken Sie aber, daß die Eigenständigkeit bei der Themenfindung und der Bearbeitung ein Teil Ihrer Leistung ist.

Kriterien für die Bewertung sind:

A. Inhaltliche Leistung

B. Rhetorische Leistung in der Präsentation

C. Visualisierung

Eine Präsentation oder eine Hausarbeit werden immer ganzheitlich bewertet. Eine Präsentation z.B. kann unter Umständen gut sein, obwohl sie rhetorisch Mängel hatte. Umgekehrt gilt das auch - obwohl das recht selten ist.

zurück

4. Zitierregeln (ganz kurz)

Pedanten legen bekanntlich sehr viel Wert auf die genaue Einhaltung von formalen Vorschriften. Ich auch! Es gibt nach allen Erfahrungen keinen guten Inhalt in einer schlechten Form. Da es zu diesem Thema aber schon genügend ausführliche Schriften gibt, kann ich mich hier kurz fassen. Sie können sich hier an gute Vorlagen halten oder auf die einschlägige Literatur zurückgreifen.

Die Zitierregeln legen fest, wie zitiert wird. Das ist wirklich nicht so kompliziert. Sie müssen drei Arten deutlich unterscheiden:

  1. Das direkte Zitat: Der Text wird wörtlich genau zitiert und in Anführungszeichen gesetzt. Es sollten nur Kernsätze oder kurze Passagen, deren Wortlaut wichtig ist, direkt zitiert werden. Die Quellenangabe beginnt mit dem Autor.
    Z.B. im Text: "Die Geschäftsbereichsgliederung wird überlagert durch funktional gegliederte Geschäftsbereiche."
    In der Fußnote: Bühner, R., Organistionslehre, 1996, S. 127
  2. Das indirekte Zitat: Der Text wird sinngemäß und mit eigenen Worten wiedergegeben; deshalb keine Anführungszeichen. Die Quellenangabe beginnt in der Regel mit "vgl." (= vergleiche).
    Z.B. im Text: Die Geschäftsbereichsorganisation mache es möglich, im Unternehmen relativ selbständige Produkt-Markt-Bereiche zu schaffen.
    In der Fußnote: vgl. Bühner, R., Organisationslehre, 1996, S. 131
  3. Der inhaltliche Verweis (auch Querverweis): Hier kann auf mehrere Autoren oder Quellen verwiesen werden.
  4. Der Übergang zwischen indirektem Zitat und inhaltlichen Verweis ist fließend. Es liegt an Ihrem stilistischen Geschick, daß Ihre Arbeit sowohl gut lesbar als auch in Bezug auf die verwendeten Quellen transparent ist.

Bei der Quellenangabe wird der Voll- und der Kurzbeleg unterschieden. Ich empfehle den sogenannten erweiterten Kurzbeleg: in der Fußnote erfolgt eine kurze, informative Angabe der Quelle; die vollständige Angabe mit einer besonderen Hervorhebung des Kurztitels findet sich im Literaturverzeichnis. Also im Beispiel: Bühner, Rolf: Betriebswirtschaftliche Organisationslehre, 8. und ergänzte Auflage, München, Wien 1996. Vermeiden sollten Sie das etwas altmodisch gewordene aber bei vielen noch beliebte "a.a.O." (= am angebenen Ort). Es verwirrt meistens nur den Leser.

Im Internet mit seinen verschiedenen Möglichkeiten finden sich immer mehr wissenschaftlich verwertbare Quellen. Sie sollten die verwendete Quelle vollständig angeben und nach Möglichkeit charakterisieren, damit sich der Leser eine Vorstellung über Art und Qualität dieser Quelle machen kann. Da das Medium jederzeit verändert werden kann, ist die Angabe des Datums, an dem Sie die Quelle online eingesehen haben, unverzichtbar.

Für den Kurzbeleg: Name, kurzer Titel, online. Also z.B.: Bretzke, Transaktionskosten, online.
Vollständige Angabe im Literaturverzeichnis: Name, Vorname, Titel des Aufsatzes, URL: vollständige Internetadresse, Datum des Abrufs. Z.B.: Bretzke, W.-R. (1998): Der Einfluß von Transaktionskosten auf die Entscheidung über den Fremdbezug von logistischen Dienstleistungen, URL: http://www.uni-duisburg.de/FB5/BWL/VBL/tk.htm, 11.12.1998

Für weitere Einzelheiten siehe wieder die Literaturangaben.

Sie sollten in Ihrer Arbeit nach einem einheitlichen formalen System direkte und indirekte Zitate sowie Quellennachweise abfassen. Denken Sie immer an den Leser: es muß transparent und leicht nachvollziehbar sein, worauf Sie sich beziehen.

Das Literaturverzeichnis sollte fortlaufend alphabetisch geordnet sein und nicht nach Büchern, Zeitschriften oder anderen Quellen gegliedert werden. Nur so kann der Leser aus dem Kurzbeleg schnell die entsprechende vollständig angegebene Quelle finden.

Fußnoten gehören am besten auf die entsprechende Seite und sind fortlaufend zu nummerieren.

zurück

5. Ratschläge für Anfänger und Fortgeschrittene

Es gibt vor allem bei Anfängern immer wieder Fehler beim wissenschaftlichen Arbeiten, die häufig sind und vermieden werden sollten.

 zurück


6. Feedback

Für eine kurze e-mail (shundt@fbw.hs-bremen.de) in Bezug auf diese "Hinweise" wäre ich Ihnen dankbar. Was sollte man verändern? Was sollte man verbessern? Welche Fragen bleiben noch offen; was ist noch unklar?

 zurück

Literatur

Zum Thema "Wie verfasse ich eine wissenschaftliche Arbeit" gibt es eine umfangreiche Literatur. Zu empfehlen sind u.a.:

Wolfram E. Rossig / Joachim Prätsch: Wissenschaftliche Arbeiten - Ein Leitfaden. Bremen 1998

Bänsch, Axel: Wissenschaftliches Arbeiten, Seminar- und Diplomarbeiten, 5. Aufl., München, Wien 1998

Corsten, Hans / Deppe, Joachim: Arbeitstechniken für Wirtschaftswissenschaftler, München, Wien 1996

Theisen, M.R.: Wissenschaftliches Arbeiten: Technik - Methodik - Form, 8. Aufl., München 1997

Inzwischen existieren einige Anweisungen im Internet, die gut brauchbar und vor allem gratis sind:

Über das Arbeiten mit und im Internet im Zusammenhang mit wissenschaftlichen Arbeiten gibt es eine ganze Reihe von Ausarbeitungen. Früher hatte ich hier einige Links angegeben; da diese sich aber zu schnell ändern, empfehle ich, in Suchmaschinen nachzusehen.

Eine Fülle von ebenso gut geschriebenen wie nützlichen Tips zum Lernen allgemein und zum wissenschaftlichen Arbeiten usw. findet sich auf Werner Stangels Arbeitsblättern.
Auf diesen Link hat mich Michael Hollmann auf seiner Website www.Oekonomen.de aufmerksam gemacht.